Tristan Schirra
Head Fund Management Infrastructure und Portfolio Manager Privado bei Swiss Life Asset Management AG
November 2024|4 Minuten Lesezeit
Infrastruktur ist eine der wichtigsten Säulen unserer Gesellschaft und notwendig für unser Fortbestehen. Deshalb wird Infrastruktur immer wieder mit Begriffen wie «kritisch», «sicher» und «nachhaltig» assoziiert. Für unsere wirtschaftliche, ökologische und soziale Entwicklung ist es wichtig, neue und bestehende Infrastruktur durch Investitionen kontinuierlich zu verbessern und weiterzuentwickeln. Der anhaltende Bedarf an Investitionen in unsere Infrastruktur wird derzeit auf über USD 3,7 Billionen pro Jahr geschätzt, um das globale Wirtschaftswachstum zu unterstützen und den Bürgern grundlegende Dienstleistungen zu bieten. Die benötigte hohe Kapitalintensität erschwert es den Regierungen die Investitionslast zu tragen. Die Infrastruktur von morgen erfordert erhebliche Investitionen und mit privatem Kapital können die notwendigen Mittel zur Unterstützung dieser Projekte bereitgestellt werden.
Infrastrukturanlagen bieten eine Reihe von Vorteilen, die zur finanziellen Absicherung und zum Vermögensaufbau der Anlegerinnen und Anleger beitragen können. Zu den möglichen Vorteilen gehören attraktive Renditen, hohe Cashflow-Transparenz, Diversifikation und Potenzial für langfristiges Wachstum.
Diese Anlagen beinhalten in der Regel Investitionen in Infrastrukturanlagen mit hohen Markteintrittsbarrieren und einem enormen Kapitaleinsatz. Infrastrukturinvestitionen umfassen ein breites Spektrum an Eigenschaften, die sich anhand verschiedener Faktoren wie Sektor, Reifegrad, Technologie usw. kategorisieren lassen.
Merkmale und Arten privater Infrastrukturanlagen
Quelle: Global Infrastructure Investor Association
Sektoren
Quelle: Swiss Life Asset Management
Infrastrukturprojekte durchlaufen in der Regel mehrere Stadien, von Planung und Errichtung, dem sogenannten Greenfield, bis zum Betrieb und zur Instandhaltung während der sogenannten Brownfield-Phase. Sie sind ein Eckpfeiler der wirtschaftlichen Entwicklung und können sowohl der Gesellschaft als auch Anlegern erhebliche Vorteile bringen. Sie spielen eine entscheidende Rolle bei der Ankurbelung des Wirtschaftswachstums, der Förderung der ökologischen Nachhaltigkeit und des sozialen Wohlbefindens sowie der Generierung von Innovationen. Infrastrukturprojekte erfordern oft einen beträchtlichen Arbeitsaufwand, was in den Regionen in denen Investitionen getätigt werden Arbeitsplätze schafft und somit die Arbeitslosigkeit sinkt. Darüber hinaus hat eine verbesserte Infrastruktur das Potenzial, das Wirtschaftswachstum anzukurbeln, indem sie die Transportkosten senkt, die Produktivität und die Konnektivität steigert und Unternehmen anzieht.
Gut geplante, nicht börsennotierte Infrastruktur kann das Wachstum des Privatsektors fördern und zu einem Ausbau der Unternehmenstätigkeit sowie zu Innovation führen. Dies ist nicht nur für Regionen in der Entwicklungsphase, sondern auch für moderne Regionen von Bedeutung. Gerade zum jetzigen Zeitpunkt ist es wichtig, die ökologische Komponente und den Nutzen der Infrastruktur hervorzuheben. Nachhaltige Infrastruktur ist unerlässlich, um ökologischen Herausforderungen zu begegnen und Klimaziele zu erreichen. Investitionen in Infrastruktur können ökologische Vorteile bringen, indem sie in erneuerbare Energien wie Wind-, Solar- und Wasserkraft fördern, was wiederum Treibhausgasemissionen reduziert und der Klimawandel bekämpft wird. Darüber hinaus können effiziente Verkehrssysteme wie moderne Transitsysteme und eine öffentliche Infrastruktur die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern verringern, Emissionen senken und die Luftqualität verbessern.
Die Modernisierung unserer Infrastruktur durch Investitionen in zeitgemäße Technologien kann zu ressourceneffizienten Verfahren wie Wasserrecycling und Abfallverringerung führen, die den ökologischen Fußabdruck städtischer Gebiete verringern.
Neben dem Einfluss auf wirtschaftliche und ökologische Faktoren sind Infrastrukturanlagen entscheidend für die Verbesserung der Lebensqualität und des sozialen Wohlbefindens. Gesundheitseinrichtungen, Schulen und Museen sind für unsere Kultur und unser Erbe von grundlegender Bedeutung. Für die Kommunikation gewährt der Breitbandinternetzugang den Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen, insbesondere in ländlichen oder unter versorgten Gebieten.
Infrastrukturanlagen generieren oft stabile und vorhersehbare Cashflows über längere Zeiträume. Verträge und Vereinbarungen mit Regierungen oder Versorgungsbetrieben gewährleisten häufig planbare Erträge. Diese stetigen Cashflows machen Infrastrukturanlagen für Anleger auf der Suche nach verlässlichen Erträgen attraktiv. Infrastrukturanlagen sind mittel- bis langfristig ausgelegt. Das passt gut zu Kunden, die einen langen Anlagehorizont haben.
Eine weitere wichtige Eigenschaft ist, dass Infrastrukturanlagen oft über eingebaute Mechanismen verfügen, mit denen Preise oder Gebühren über die Zeit an die Inflationsraten angepasst werden, was eine natürliche Absicherung gegen Inflation darstellt. Dies kann insbesondere für die Erhaltung des Realwerts der Anlagen und damit der Renditen für Anleger von Vorteil sein. Neben der geringen Korrelation mit traditionellen Anlageklassen wie Aktien und Anleihen können private Infrastrukturinvestitionen die Diversifikation eines Portfolios erhöhen und das Portfoliorisiko und die Volatilität in ungünstigeren Marktperioden insgesamt senken.
Wäre ein Portfolio um ein Engagement in nicht börsennotierte Infrastruktur ergänzt worden, wären die jährlichen Renditen im Zeitraum vom 30.06.2008 bis 30.06.2024 bei gleichzeitig tieferer Volatilität gestiegen. Wie die Grafik zeigt, erzielt ein globales Infrastrukturportfolio mit rund 7% die höchsten stabilen Renditen bei mittlerer Volatilität, die gleichzeitig viel geringer ist als die Volatilität von Aktien. Die Ergänzung um ein Engagement in nicht börsennotierte Infrastruktur bietet Anlegerinnen und Anlegern potenziell bessere risikobereinigte Renditen.
Risiko
Infrastrukturanlagen bieten zahlreiche Vorteile, sind aber auch mit Risiken verbunden. Nachfolgend werden einige Risiken erläutert, die es für Anleger zu beachten gilt. Anleger und Anlegerinnen sollten jedoch vor einer Investition das jeweilige Prospekt des Anlageproduktes studieren, um vollumfängliche Informationen zu erhalten.
Regulatorische und politische Risiken beinhalten mögliche Änderungen der Vorschriften oder der staatlichen Maßnahmen, die sich auf Infrastrukturanlagen auswirken können. Politische Instabilität kann bei einer Anlage zu Unsicherheit führen, während regulatorische Änderungen den Geschäftsplan der Anlage beeinflussen können.
Aus wirtschaftlicher Sicht impliziert das Marktrisiko Markteinbrüche oder Veränderungen der Marktbedingungen. Ein Beispiel hierfür sind Zinsänderungen. Solche Veränderungen könnten sich auf die Nachfrage nach Infrastrukturdienstleistungen auswirken. Erfahrene Verwalter von Infrastrukturanlagen können Absicherungsstrategien anwenden, um Marktrisiken wirkungsvoll zu steuern.
Annualisierte historische Rendite vs. Volatilität (Daten 06.2008 bis 06.2024)
Quelle: Anleihen Eurozone: Bloomberg Euro Agg EUR, Staatsanleihen Welt (EUR Hedged): Bloomberg Global Aggregate Treasuries Hedged EUR, Unternehmensanleihen Welt (EUR Hedged): Bloomberg Global Aggregate Corporate Hedged EUR, Aktien Eurozone: EURO STOXX 50 Net Total Return, Aktien Welt: MSCI World Net Total Return, Immobilien gelistet Europa: FTSE EPRA Nareit Developed Europe Index, Infrastruktur ungelistet Welt (EUR Hedged): Preqin Unlisted Global Infrastructure Hedged EUR, Daten 2008-06 bis 2024-06, in EUR, Quelle: Swiss Life Asset Management, Preqin, Bloomberg
Historische Wertentwicklung ist kein geeigneter Indikator oder Garantie für zukünftige Renditen.
Infrastrukturanlagen erfordern ein erfahrenes und effizientes Management und entsprechenden Unterhalt. Betriebliche Probleme oder unerwartete Störungen können den Umsatz und die Profitabilität beeinträchtigen. Hebelfinanzierungen können verwendet werden, was bedeutet, dass die Anlagen wahrscheinlich nicht geschützt sind, wenn Probleme mit dem Unternehmen auftreten, in das investiert wird. Außerdem kann ein konzentriertes Portfolio Diversifikationsrisiken bergen, wenn Unternehmen oder der Sektor insgesamt in Schwierigkeiten geraten. Investitionen in Unternehmen umfassen sogenannte beherrschende und nicht beherrschende Positionen, bei denen der Manager je nach Höhe der Beteiligung einen Sitz im Verwaltungsrat des Unternehmens erhält, in das er investiert hat. Außerdem gelten Infrastructure-Equity-Anlagen als illiquide und die Liquidität ist unter Umständen nicht immer gewährleistet.
Aufgrund des spezialisierten Charakters solcher Anlagen können sie für bestimmte Anleger ungeeignet sein und sollten auf jeden Fall im Rahmen eines diversifizierten Portfolios betrachtet werden.
Risikominderung
Um von den starken Vorteilen von Infrastrukturanlagen zu profitieren, sind erprobte Risikominderungsstrategien und die Zusammenarbeit mit erfahrenen Beraterinnen und Beratern wichtig. Zur Risikodiversifikation ist es von grundlegender Bedeutung, in ein Portfolio zu investieren, das eine zielgerichtete Diversifikation der Infrastrukturanlagen über verschiedene Sektoren und geografische Regionen ermöglicht.
Vor Investitionen in Infrastrukturanlagen muss eine umfassende Due-Diligence-Prüfung durchgeführt werden, einschließlich einer Analyse des regulatorischen Umfelds, der politischen Stabilität sowie der finanziellen und technischen Gesundheit eines Projekts. Dies ist für einen erfahrenen Investmentmanager machbar.
Ein erfahrener Investmentmanager kann die Verträge entwerfen und beurteilen, welche die rechtliche Grundlage für die Anlagen bilden. Die Verträge sollten die einschlägigen Bestimmungen und Mechanismen zum Schutz der Anlegerinteressen enthalten.
Investitionen in Infrastruktur beginnen mit einer ersten Anlage, bevor der Vermögenswert operativ und laufend verwaltet wird. Die ständige Überwachung des Betriebs und der Performance einer Infrastrukturanlage ist unerlässlich, um das operative Risiko zu reduzieren und einen Mehrwert zu generieren. Bei Investitionen in private Infrastruktur ist der Zugang zu Informationen ein Schlüsselaspekt für die Risikominderung. Anleger müssen Zugang zu verlässlichen und korrekten Informationen zum Infrastrukturprojekt haben, in das sie investieren. Diese Informationen umfassen Einzelheiten über die finanzielle Performance, die operative Effizienz und potenzielle Risiken des Projekts.
Um die potenziellen Risiken abzufedern, ist es wichtig, im Verwaltungsrat des Unternehmens, in das investiert wird, vertreten zu sein. Dadurch kann der Investor im Entscheidungsprozess mitreden und die Ausrichtung des Unternehmens beeinflussen. Durch ihre Mitsprache bei der Governance kann ein Beitrag geleistet werden, dass das Unternehmen effektiv geführt und die Risiken minimiert werden.
Infrastrukturanlagen sind in der Regel langfristige Engagements. Anlegerinnen und Anleger sollten über einen längeren Anlagehorizont verfügen, um kurzfristigen Schwankungen standzuhalten.
In der Lage zu sein, Anlagestrategien an sich verändernde Marktbedingungen, Vorschriften oder Umwelteinflüsse anzupassen, ist ein Schlüsselfaktor, um im Infrastrukturmarkt erfolgreich zu sein. Dadurch differenzieren sich Infrastruktur Investment Manager. Trotz dieser Vorteile ist es für die Anlegerinnen und Anleger wichtig, dass sie sich der Risiken im Zusammenhang mit Infrastrukturanlagen bewusst sind, z. B. regulatorische Änderungen, operative Risiken und Marktschwankungen. Bei der Wahl der Anlagelösung und des Investmentmanagers sind eine Due-Diligence-Prüfung und eine durchdachte Anlagestrategie, die auf die individuellen Ziele und die Risikotoleranz abgestimmt ist, zentral.
Fazit
Ein erfolgreiches Infrastrukturanlagengeschäft setzt langfristige Markterfahrung, Marktkenntnisse, ein solides Partnernetzwerk sowie effektive Risikominderungsstrategien voraus. Swiss Life Asset Managers bietet ihren Kunden eine Partizipation an langfristig stabilen Renditen und Wertsteigerungen, die durch eine gut diversifizierte, von Fachpersonen verwaltete Infrastrukturplattform gestützt werden. Die Plattform konnte ihre Risikominderungsstrategien im jüngsten Marktumfeld unter Beweis stellen, das von einer globalen Pandemie, schwankenden Strompreisen und einer hohen Inflation geprägt war.
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